Die Liegnitz-Rawitscher Eisenbahn-Gesellschaft (LRE) wurde am 25. Mai 1897 durch die Berliner Handels-Gesellschaft und den Bankier Bleichröder gegründet. Auch die zur
Lenz-Gruppe gehörende AG für Verkehrswesen war beteiligt, im Jahre 1940 noch mit 38% des Kapitals. Zweck des Unternehmens war der Bau und Betrieb einer vollspurigen
Nebeneisenbahn von der niederschlesischen Bezirkshauptstadt Liegnitz (66.000 Einwohner) in nordöstlicher Richtung über Steinau, wo die Oder überquert wurde, nach der
Kreisstadt Rawitsch mit 11.500 Einwohnern im Süden der damals preußischen Provinz Posen. Hier kreuzte man die Bahnstrecke Lissa – Breslau; dann ging es weiter nach
Osten, bis in Kobylin im damaligen Landkreis Krotoschin die Hauptbahn Ostrowo – Lissa erreicht wurde. Der Betrieb, den die Firma Lenz & Co GmbH führte, wurde auf der
113 km langen Strecke am 5. Februar 1898 eröffnet. Von der zwischen Rawitsch und Kobylin gelegenen Station Görchen zweigten seit dem 17. Mai 1898 noch zwei kurze
Stichbahnen ab, die eine südlich nach Pakoswalde und die andere nördlich nach Gostkowo, von wo die Züge auf der Gostyner Kreisbahn über Kröben nach Gostyn
weiterfuhren. Die LRE und damit Lenz & Co waren auch für den Betrieb der Kreisbahn verantwortlich. Der Personenverkehr wurde auf den beiden Nebenbahnen erst am 1.
Oktober 1898 aufgenommen. Damit umfasste das Netz der LRE 129 km. Gerade für die Beförderung landwirtschaftlicher Produkte hatte die LRE ihre besondere Bedeutung.
Diesem Zweck diente ab 1. September 1900 auch eine 3 km lange Güterbahn zu dem bahneigenen Oderhafen in Steinau. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Provinz Posen an
die Republik Polen. Der Sitz der LRE wurde von Rawitsch nach Liegnitz und 1932 nach Berlin verlegt. Ihre Züge endeten fortan im Bahnhof Wehrse, wenige Kilometer vor
der neuen Grenze bei Rawitsch. Die Gesamtlänge der Strecken betrug nun nur noch 75 km.
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